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Der INFJ in der Nettigkeitsfalle

(c) Pexels - Pixabay
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Wir INFJ sind grundsätzlich zu gut für diese Welt. Das macht uns für viele Menschen leicht angreifbar, die gerne ihre Mitmenschen ausnutzen oder noch Schlimmeres mit uns vorhaben.

 

Wir INFJ müssen lernen, uns auf eine bestimmte Art positiv abzugrenzen, damit wir nicht unter die Räder kommen. Dazu gehört es auch einmal mehr NEIN zu sagen oder Konflikte und massive Auseinandersetzungen nicht zu scheuen, um sich durchzusetzen. Finde die richtige Balance!

Den Netten beißen die Hunde

(c) Christian Buehner - Unsplash.com
(c) Christian Buehner - Unsplash.com

"Den Netten beißen die Hunde", lautet ein deutsches Sprichwort. Das heißt übersetzt: Wer seine eigenen Interessen nicht durchsetzen kann oder ständig die Forderungen anderer Menschen vor seine eigenen Interessen stellt, hat im Leben das Nachsehen.

 

Nette Menschen werden von vielen Seiten stigmatisiert, verspottet und ausgebremst. Dabei ist Nettsein grundsätzlich nichts Schlechtes. Du lebst und arbeitest doch auch lieber mit einem umgänglichen und offenen Menschen zusammen als mit einem egoistischen und empathielosen Rowdy?

Natürlich! Es geht hier um die Menschen, die aus Unsicherheit und Angst alles mit sich machen lassen, was sie meist gar nicht machen wollen. Das Nettsein ist nicht echt, sondern nur eine Unterwerfungsgeste und Konfliktvermeidung. Menschen, die sich so verhalten, fehlt es klar an Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl.

 

Solche Menschen brauchen Unterstützung und Hilfe, damit sie im Leben Erfolge erleben können, die sie sich selbst verdient haben, aber keine Ausgrenzung. Wer solche Menschen angreift und ausgrenzt, ist selber schwach. Wahre Führungskräfte sehen den Bedarf und bauen unsichere Persönlichkeiten zu starken Menschen auf, die dann eigenständig einen wertvolleren Beitrag für die Firma oder die Gemeinschaft leisten können, als sie das vorher je hätten tun können. So profitieren alle.

 

Die Ursachen dafür können vielseitig und vielschichtig sein, dass ein Mensch nicht weiß, wer er / sie / sier ist und welchen Wert dieser Mensch mit sich bringt. Oft handelt es sich um Traumata, falsche Erziehung und negative Konditionierung, die Menschen so werden lassen.

 

INFJ & HSP sind zu nett für diese Welt

(c) Samuel Regan-Asante -Unsplash.com
(c) Samuel Regan-Asante -Unsplash.com

INFJ (nach MBTI) & HSP sind besonders gefährdet, in die Nettigkeitsfalle zu tappen, weil sie grundsätzlich sehr friedfertig, ruhig und konfliktscheu sind. Sie haben immer das Wohl der Gemeinschaft im Auge.

 

Den nebenstehenden Slogan müssten INFJ (nach MBTI) und HSP-Persönlichkeiten eigentlich für sich umdrehen, um sich zu emanzipieren:

"Don't just give, take!"

 

Denn es ist vollkommen in Ordnung, einen angemessenen Ausgleich zu nehmen - ja sogar einzufordern - wenn Du viel gibst. Diese Wertschätzung und dieser Respekt steht Dir zu. Falls Dir jemand das verweigert, solltest  Du ernsthaft über eine Trennung aus dieser Beziehung nachdenken.

 

Die weit überwiegende Zielgruppe, für die ich diesen Artikel geschrieben habe, ist erfahrungsgemäß weiblich.

 

Die Prinzen haben vor vielen Jahren einen satirischen Hit über die real existierende Ellenbogengesellschft in Deutschland geschrieben, die angeblich so nötig ist, aber der Gesellschaft so viel Leid bringt.

Wer hat es verdient, nett behandelt zu werden?

(c) Fausto Sandoval - Unsplash.com
(c) Fausto Sandoval - Unsplash.com

Grundsätzlich ist es in Ordnung, nett zu Deinen Mitmenschen zu sein. Du weißt nicht, was Dein Gegenüber in seinem Leben durchgemacht hat und warum dieser Mensch so reagiert, wie er reagiert. Fragen kann helfen das zu erfahren und sich auf Deine Mitmenschen einzustellen, aber ohne Selbstaufgabe Deiner Prioritäten.

 

Nettigkeit sollte aber klare Grenzen haben, wenn Deine Mitmenschen Deine Grenzen überschreiten. Dann wird es Zeit, klare und unmissverständliche Zeichen zu setzen und Deine Grenzen im Bedarfsfall auch angemessen zu verteidigen, wenn Dir der nötige Respekt nicht entgegengebracht wird. 

 

Nonverbale und verbale Muster, die Dich in eine Position bringen, die nicht auf Augenhöhe mit Deinem Gegenüber ist, lassen sich ermitteln und analysieren. Verhaltensweisen, Regeln und Selbstbewusstsein lässt sich trainieren. Selbst wenn es zu einer massiven verbalen oder sogar körperlichen Auseinandersetzung kommen sollte. Eine eskalierte Situation muss auch wieder auf beiden Seiten deeskaliert werden, um wieder im Alltag anzukommen. Es ist wichtig, dass Du nach außen klar, höflich und bestimmt kommunizieren kannst, wofür Du stehst, was Du willst und was andere Mitmenschen von Dir erwarten können. Das gilt natürlich besonders in der Arbeitswelt.

 

"Sie ist nett, aber bestimmt. Und sie weiß, was sie will und ist bereit, hart dafür zu arbeiten. Sie hat schon viele Probleme für uns gelöst und einige neue Standards etabliert, verbessert und über viele Jahre gehalten."

 

Solch einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter traut man auch eine vertikale Karriere mit steigender Verantwortung zu. Auch wenn sie sich grundsätzlich höflich, nett und ruhig gibt. Das Ergebnis zählt.

Setze Prioritäten, um nicht unter zu gehen

(c) Alexander Scott-Lambley - Unsplash.com
(c) Alexander Scott-Lambley - Unsplash.com

Dir sollte bei jeder Aufgabe klar sein, welchen realistischen Gestaltungsraum Du hast, welche Kompetenzen Du hast und welche Möglichkeiten Du in Deinem System (Firma oder Familie, etc.) hast.

 

In einer Partnerschaft bist Du nicht für die Drogensucht Deines Partners / Deiner Partnerin verantwortlich. Wer ein Problem hat, dessen Aufgabe ist es, eine Lösung zu initiieren, falls dieser Mensch das (noch) kann. Du kannst und wirst natürlich Unterstützung leisten, aber Du bist kein Therapeut für Suchtkrankheiten. Da muss ein Profi ran. Deine Gefahr läge sonst darin, Dich und Deine anderen, wichtigen Aufgaben zu selbst zu vernachlässigen und zum Co-Abhängigen zu werden. Dann gäbe es am Ende 2 Opfer. Das ist nicht sinnvoll. Sinnvoll wäre es, wenn Dein Partner geheilt aus der Therapie kommt und einen ordentlichen Haushalt vorfindet. Die Finanzen stimmen. Und Du bietest Deinem Partner die Stabilität, damit er nicht mehr in die Sucht abstützt. Das wäre ein ideales Szenario.

 

In der Arbeitswelt musst Du auch in erster Linie Deine vertraglich geschuldete Arbeit in Deiner vorgegebenen Arbeitszeit schaffen, bevor Du anderen guten Gewissens helfen kannst. Sich bei höherem Arbeitsaufkommen gegenseitig (!) zu helfen, ist ok. Du bist aber nicht das Kindermädchen für leistungsschwache oder faule Kollegen. Wenn solche Mitarbeiter ihre Arbeit langfristig nicht schaffen, müssen sie mit den nötigen Konsequenzen rechnen. Wenn Du im wahrsten Sinne des Wortes ein "Mädchen für alles" - meist eine Assistentin - bist, wo alle anderen ihre Sachen bei Dir abladen können, ist das eine undankbare Position, falls Deine Kollegen diese Situation zu Deinem Nachteil ausnutzen. Ich kann Dir nur sagen: Raus da! Als INFJ mit oft ausgeprägtem Helfersyndrom bist Du oberflächlich eine Idealbesetzung für einen Assistentenjob. Ein gesunder Assistentenjob, wie z. B. der einer Chefsekretärin, kann der absolute Traumjob eines INFJ sein, wenn der Chef bzw. die Chefin die Assistentin vertrauensvoll und respektvoll einzusetzen weiß. Aus meinen früheren Blogartikeln weißt Du, dass ein INFJ viel mehr kann, als nur assistieren. Die Ergebnisse sind dann oft herausragend gut.

Lass Dich nicht dazu verleiten, Dein menschenfreundliches Wesen abzulegen und ebenfalls im Rudel der Hyänen, Intriganten und Mobbern mit zu mischen. Das macht die Sache für Dich nur oberflächlich besser, äußerlich als Schwein aufzutreten. Schaden tust Du damit allen, inklusive Dir. Und beraubst Dich einer Deiner wertvollsten Gaben: Deinem Mitgefühl.

 

  • Angst - nicht gut genug zu sein,
  • Wut - auf Deine Kollegen und
  • Hass schlimmstenfalls gegen Dich selbst

führen immer zu Leid. Meister Yoda - selbst ein INFJ - wusste das nur zu gut. Sei ehrlich zu Dir. Bleibe Dir treu.

Finde mit mir die richtige Balance

Sagen Dir Deine Mitmenschen auch regelmäßig, dass Du zu nett bist?

 

Glaubst Du selbst, Du bist zu nett für diese Welt?

 

Welche Nachteile hast Du durch zu viel Nettigkeit erfahren müssen?

 

Welche Vorteile hast Du im Leben bereits erfahren, dass Du nett bist?

 

Schreibe mir Deine Erfahrungen in die Kommentare oder schreibe mich persönlich an, wenn Du willst.

 

Möchtest Du etwas daran ändern, dass Du zu nett bist? Dann vereinbare mit mir ein kostenlosen Orientierungsgespräch, wo wir gemeinsam einen Coachingbedarf ermitteln können. Insbesondere mein Coaching Programm 'Grenzen' wäre hier für Dich interessant.

 

Ich freue mich auf Deine Anfrage!

 

Dein systemischer Coach für INFJ & HSP

 

Oliver Triebel

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