
Neurodivergente Persönlichkeitsmerkmale und psychologische Erkrankungen sind mit vielen Vorurteilen belastet, weil die meisten Menschen zu wenig darüber wissen. Bestimmte Verhaltensweisen von Menschen können auf eine neurodivergente Persönlichkeit oder eine psychische Erkrankung schließen lassen. Aber hier liegt das Risiko, weil viele Symptome in mehreren Ausprägungen der Persönlichkeit und auch bei gesunden Menschen auftreten können. Dieser Artikel will ein gesundes Problembewusstsein für Dich schaffen.
Fehldiagnosen vermeiden
Menschen, die im Alltag nicht reagieren wie die Mehrheit der Menschen, fallen auf. Meist negativ. Schnell kommen Spekulationen auf, dass dieser Mensch nicht normal ist, was oft eine Andeutung darauf ist, dass dieser Mensch psychisch gestört sein könnte. Auf diesem Weg können Menschen durch ihre Andersartigkeit schnell ins soziale Abseits und den gesellschaftlichen Tod geraten. Tatsächlich weißt Du aber nicht wirklich, ob dieser Mensch gerade einen schlechten Tag hat, sehr eigen ist, neurodivergent oder sogar psychisch krank ist. Dies festzustellen und zu diagnostizieren, liegt alleinig im Kompetenzrahmen eines Arztes bzw. Facharztes.

Gemeinsamkeiten, die zu Fehldiagnosen führen können
Mein beliebtes Beispiel: Hochsensible Menschen, ADHSler und Autisten haben eines gemeinsam: Sie empfangen auf allen Sinnesebenen eine riesige Flut an Informationen aller Art, die es zu verarbeiten gilt. Das kostet erstens sehr viel Energie und zweitens überfordert es diese Menschen meistens auch. Alle drei Persönlichkeitsmerkmale sind Neurodivergenzen mit verschiedenen Schwerpunkten. In schweren Fällen können ADHS und Autismus oder die Mischform AuDHS krankheitsartige Züge annehmen, die in der Regel eine Medikamentation benötigen. Da ADHS / ADS stark im medialen Fokus steht, kann es passieren, dass es schnell auf einen ADHS-Verdacht und eine Diagnose hinausläuft.
Menschen, die gerne allein sind und zurückgezogen leben, müssen nicht depressiv sein. Viele HSP und INFJ-Persönlichkeiten leben so, weil sie es müssen, um sich mit ihrem erhöhten Bedarf an Regeneration gesund und leistungsfähig halten zu können.
In Folge werde ich verschiedene Symptome und Verhaltensmuster aufzählen und aufzeigen, in welchen neurodivergenten Charakteren und psychischen Erkrankungen diese zu finden sind.

Soziale Schwierigkeiten
Neurodivergente Menschen wie Autisten oder INFJ-Persönlichkeiten wirken zurückhaltend, meiden Smalltalk und fühlen sich in Gruppen schnell überfordert.
Ähnliche Muster gibt es auch bei Menschen mit sozialer Angststörung oder Depressionen, wenn sie Kontakte vermeiden. Mögliche Fehldiagnosen wären hier eine Sozialphobie oder eine Depression, anstatt Autismus oder eine Introversion.
Rückzug und Isolation
Neurodivergente Menschen wie HSPs und INFJs brauchen bewusst Rückzugszeiten zur Reizverarbeitung und zur Regeneration.
Menschen mit Depression, PTBS oder Burnout haben ebenfalls starke Rückzugstendenzen. Dort aber ist dies aufgrund ihrer starken Erschöpfung, Angst und Antriebslosigkeit ihrer psychischen Erkrankung zurückzuführen.
Die Gefahr einer fehldiagnostizierten Depression, anstatt einer notwendigen Selbstregulation aufgrund von Hochsensibilität besteht hier.
Emotionale Überlastung
Neurodivergente Mensch wie zum Beispiel Menschen mit ADHS oder hochsensible Persönlichkeiten zeigen oft starke emotionale Reaktionen und Stimmungsschwankungen bei Reizüberflutung.
Ähnliche Reaktionen gibt es auch bei psychisch erkrankten Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung oder einer bipolaren Störung.
Die Fehldiagnose bipolar oder Borderline könnte fälschlicherweise erfolgen, obwohl dieser Mensch nur eine neurologische Besonderheit / Neurodivergenz hat.
Konzentrationsprobleme
Bei neurodivergenten Menschen mit ADHS, Autismus oder INFJ-Persönlichkeiten entstehen häufig Aufmerksamkeitsprobleme durch Reizüberflutung, Monotonie oder mangelndem Interesse. Das kann übrigens auch bei hochbegabten Menschen passieren, die sich in der Schule vom Unterrichtsstoff gelangweilt fühlen, weil es sie nicht genügend fordert.
Konzentrationsschwäche ist aber auch bei depressiven Menschen, Angststörungen und posttraumatischen Belastungsstörungen zu finden.
Die Gefahr einer Fehldiagnose auf Depression oder Angststörung, aber in Wirklichkeit liegt eine nicht erkannte ADHS vor.
Schlafprobleme
Hochsensitive Menschen und Autisten schlafen häufig unruhig, weil ihr neurodivergentes Nervensystem Reize länger und intensiver verarbeitet.
Schlafstörungen gehören aber auch bei Depressionen oder Angststörungen ohne neurodivergente Grundlage zum Spektrum dieser psychischen Erkrankungen.
Hier könnte es zu einer Diagnose einer psychischen Erkrankungen von einer Depression oder Angststörung kommen, obwohl dieser Mensch nur neurodivergent ist.
Erschöpfung
Neurodivergente Menschen erleben ihre Umwelt und sich selbst viel intensiver als neurotypische Menschen. Das kostet viel Energie und erschöpft einen Menschen schneller.
Hier besteht die Verwechslungsgefahr mit einer Depression, bei der regelmäßige Erschöpfungszustände zur Norm gehören.
Perfektionismus und zu viel Selbstkritik
Die seltene INFJ-Persönlichkeit und hochsensible Persönlichkeiten stellen oft hohe Ansprüche an sich selbst und fühlen sich schnell schlecht, nicht gut genug oder sogar schuldig, wenn sie diesen hohen Ansprüchen nicht genügen.
Diese Muster zeigen sich aber auch bei Zwangsstörung, einer generalisierten Angststörung oder einer depressiven Episode eines psychisch kranken Menschen.
Hier könnte eine eigentlich nur neurodivergente Persönlichkeitsstruktur als psychische Erkrankung fehldiagnostiziert werden.
Körperliche Symptome durch Stress
Aufgrund ständiger Reizüberflutung kann es bei neurodivergenten Menschen zu Kopfschmerzen, Verdauungsproblemen oder Verspannungen kommen.
Ähnliche psychosomatische Beschwerden treten auch bei Angststörungen und PTBS auf.
Hier liegt das Risiko fälschlicherweise eine psychosomatische Störung zu diagnostizieren, ohne die sensorische Grundlage zu erkennen.
Traumainduzierte ADHS-Symptome
Es kann bei einem Menschen fälschlicherweise ADHS diagnostiziert werden, der aber in Wirklichkeit eine PTBS hat.
- Konzentrationsprobleme,
- Impulsivität,
- innere Unruhe,
- Hyperaktivität,
- Vergesslichkeit,
- Desorganisation und
- emotionale Überreaktion
sind alles Anzeichen, die bei einer posttraumatischen Belastungsstörung als auch bei ADHS auftreten können. Wenn man die Vorgeschichte des betroffenen Menschen nicht individuell prüft, besteht leicht die Gefahr einer Fehldiagnose.
Die Grundlage eines Trauma ist immer ein belastendes Erlebnis, das vom betroffenen Menschen nicht vollständig verarbeitet worden ist. Die Symptome sind mit der
traumatischen Erfahrung verbunden und können in entsprechenden Situationen getriggert werden.
Die Grundlage von ADHS ist genetisch bzw. neurologisch bedingt und seit der Kindheit des betroffenen Menschen vorhanden.

Das Problem des Masking
Sowie neurodivergente Menschen als auch Menschen mit psychischen Erkrankungen pflegen als Überlebensstrategie des sogenannten Masking, um nach außen ihre vermeintlichen oder tatsächlichen Schwächen nicht zu zeigen. Das heißt, sie können sich wie normale Menschen verhalten, indem sie sich innerlich verbiegen und ihrer Umwelt praktisch eine andere Persönlichkeit vorspielen, als sie tatsächlich sind.
Das kosten diese Menschen viel Energie und ist de facto eine Form der Selbstmisshandlung. Hier besteht eine ganz massive Gefahr eines Burnout, weil sie Raubbau mit ihren Energien betreiben und sich selbst verleugnen.
Merke: Nur als authentisch lebender Mensch kannst Du in Deine volle Kraft kommen.

Mögliche Komorbiditäten
In der Praxis kommt es häufig zum parallelen Auftreten von psychischen Erkrankungen bei neurodivergenten Menschen. Hier wäre es wichtig, bei einer Diagnose genau zu differenzieren, was alles vorliegt. Es mag manchmal verlockend sein, eine häufig vorkommende Diagnose, zum Beispiel ADHS zu wählen, aber der Sachverhalt tatsächlich viel komplexer ist. Ein guter Arzt oder Psychiater weiß hier genau zu differenzieren und vollständig zu diagnostizieren.

Mein Rat an Dich

Ich hoffe, Du hast mit meinem Artikel die Komplexität des Themas verstanden und dadurch vielleicht bei Dir oder anderen Menschen um Dich herum festgestellt, dass Du
möglicherweise eine besondere Persönlichkeit hat, neurodivergent sein könntest oder vielleicht sogar eine psychische Erkrankung vorliegen könnte. Eine Diagnose ist rechtlich nur über Deinen Arzt,
einen Therapeuten oder einen Psychologen möglich. Leider haben in Deutschland viele Menschen Hemmung, zu einem Psychologen oder
Psychiater zu gehen, um sich eventuell diagnostizieren zu lassen.
Meine Rolle hier wäre, Dir zu zeigen, wie Du im Alltag mit Deinen Fähigkeiten oder auch Einschränkungen besser leben kannst.
Ich freue mich auf Deine Terminanfrage zu einem kostenlosen Orientierungsgespräch. Telefonisch, via Webcam auf WhatsApp oder bei einem ruhigen Spaziergang in einem Düsseldorfer Park oder am Rheinufer klären wir gemeinsam Deine Ziele und Deinen Coachingauftrag ab, bevor wir Deine Ziele in die Realität umsetzen.
Dein Experte für mehr Lebensqualität
Oliver
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