
Psychische Erkrankungen sind im Privatleben und vor allem in der Arbeitswelt immer noch ein Tabuthema, dem mit viel Unverständnis, Unsicherheit, Feindseligkeit, Scham und Angst begegnet wird. Dabei gehören psychische Erkrankungen zu den häufigsten, gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit.
Hier erfährst Du, wie Du konstruktiver und menschlicher mit betroffenen Menschen zusammenleben kannst.
Psychisch kranke Menschen richtig unterstützen
Im vorhergehenden Artikel habe ich über neurodivergente Menschen geschrieben. Neurodivergenz wie ADHS, Autismus oder Hochsensibilität können sich einfach in einer anderen Persönlichkeit nach außen darstellen, weil das Nervensystem neurodivergenter Menschen anders funktioniert als bei neurotypischen Menschen. Das ist grundsätzlich keine Krankheit; kann aber in starker bis sehr starker Ausprägung krankheitsähnliche Zustände mit deutlichen Einschränkungen im Alltag mit sich bringen, behandlungsbedürftig sein und einen Grad der Behinderung (GdB) rechtfertigen.
Anders ist es bei den psychischen Erkrankungen: Wie der Name schon sagt, handelt es sich hier um eine Erkrankung, die mehr oder minder stark ausgeprägt sein kann und ab einem bestimmten Grad auf jeden Fall einer medizinischen Behandlung bedarf. Ein GdB ist hier schnell gerechtfertigt, wenn es zu entsprechenden Einschränkungen im Alltag kommt. Beispielhaft seien hier Angststörungen, Panikattacken, posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), Zwangsstörungen, Essstörungen oder eine bipolare Störung genannt. PTBS sind sehr weit verbreitet in unserer Gesellschaft, aber viele Betroffene wissen gar nicht, dass sie betroffen sind oder was schon ein psychisches Trauma auslösen kann.
Das Stigma um psychische Erkrankungen brechen
Psychische Erkrankungen werden schnell mit dem Stempel "Der / die ist verrückt!" behaftet. Wenn das herauskommt, droht privat und beruflich schnell eine soziale Ächtung. Darum zögern viele Menschen auch damit, einen Psychologen oder sogar einen Psychiater aufzusuchen. Lieber eine beruhigende Unsicherheit als eine beunruhigende Gewissheit...gekoppelt mit der Angst, dass jemand die gestellte Diagnose irgendwie herausbekommt und es einem im Zweifelsfall wie immer zum Nachteil ausgelegt wird. Dann besser Augen zu und durch. Es wird schon irgendwie klappen. Und gerade diese Einstellung, die die Mehrheit hat, arbeitet gegen die betroffenen Menschen, bis sie zusammenbrechen und man ihnen kaum noch helfen kann.
Familienangehörigen, Freunden und Bekannten mag man grundsätzlich nachsehen können, dass sie keine fundierten, psychologischen Kenntnisse haben. Menschen, die professionell andere Menschen führen, kann man das nach meiner Meinung nicht verzeihen. Die müssen sich während ihrer Ausbildung zur Führungskraft kundig machen bzw. kundig gemacht werden. Privatpersonen empfehle ich die Eigeninitiative, wenn sie den Verdacht oder das Wissen haben, dass ein Mitmensch in eigenen Umfeld unter einer psychischen Erkrankung leidet, damit sie mit diesem Menschen angemessen und respektvoll agieren können.

Gängige psychische Erkrankungen verstehen
Viele psychische Erkrankungen oder die Tendenz hierzu können vererbt werden oder im eigenen Leben durch Situationen entstehen, wo ein Mensch emotional so stark überlastet wurde, dass dieser Mensch sich nie wieder richtig davon erholt. Es kann zu Persönlichkeitsabspaltungen kommen, um überlebensfähig zu bleiben. Wenn solche Überlastungen von Außen mehrfach, gezielt und nachhaltig einem Menschen zugefügt werden, sind schwere, psychische Störungen bzw. sich daraus entwickelnde Krankheiten unvermeidlich.
Mit gezielten Psychotherapien kann ein Mensch lernen, solche Situationen zu kontrollieren, wenn er / sie / sier später wieder in solch eine Situation kommt bzw. gebracht wird. Dazu muss dem Betroffenen aber klar sein, dass durch das Erlebte eine psychische Erkrankung entstanden ist. Der Weg einer Therapie muss dann aktiv beschritten werden. Nach einer Therapie wird Dein Trauma wahrscheinlich nicht ganz weg sein, aber Du verstehst jetzt Dein Leiden und kannst die Situation kontrollieren, bevor es wieder zu einem Flashback, einer Panikattacke oder sonstiges kommt.
Als Beobachter fallen Dir im Alltag Menschen auf, die sich merkwürdig verhalten, weil sie unsicher oder verängstigt wirken...oder genau das Gegenteil und Du nicht zuordnen kannst, warum sie sich so verhalten.
- Bestimmte Menschen erzählen Dir kurz nach dem Kennenlernen stundenlang ihre gesamte Lebensgeschichte ohne Punkt und Komma was Du selbst nie tun würdest.
- In der U-Bahn verliert ein Fahrgast plötzlich die Kontrolle über sich, hyperventiliert, schreit, nachdem die U-Bahn seit 5 Minuten im Tunnel steht.
- Ein Fußgänger kommt plötzlich in eine Menschenmenge und beginnt, wild um sich zu schlagen, als er von einem Passanten versehentlich an der Hose berührt wird.
- Ein Zahnarzt hat Probleme, seine Patientin zu behandeln, weil sie sofort eine Panikattacke bekommt, sobald der Zahnarzt nur wenige Zentimeter mit einem Werkzeug in ihren Mund hineingeht.
Das sind alles Beispiele, die im Alltag passieren können und bei 'normalen' Menschen - selbst bei Menschen, die professionell mit Menschen zu tun haben, meist Unverständnis auslösen oder zumindest sehr belastend rüberkommen. In allen Fällen handelt es sich aber um die Folgen von psychischen Erkrankungen, die in unserer lauten, überfüllten und genormten Welt zu oft Trigger setzen für Menschen, die hier vorbelastet sind und nicht ins Schema passen. .
Es geht eben nicht darum, die auffällige Person als Verrückten oder gar als Täter abzustempeln, sondern als Begleitperson oder Außenstehender Ruhe in die Situation zu bringen, die betreffende Person zu schützen und zu fragen, was die betroffene Person gerade am dringendsten braucht. Wenn Du dann noch die betroffene Person sicher aus der Stresssituation in eine geschütztes Umfeld bringen kannst, hättest Du die Mission perfekt erfüllt.

Allgemeine Prinzipien zum Umgang mit psychisch erkrankten Menschen
- Wenn Du merkst, dass jemand aus Deinem Umfeld betroffen sein könnte oder Du weißt, dass jemand betroffen ist, suche den Kontakt zu diesem Menschen und frage sowie biete für Hilfe an, wenn es Dein soziales Verhältnis zu diesem Menschen zulässt bzw. sich dieser Mensch Dir zu öffnen bereit ist. Informationen aus erster Hand wären hier am wertvollsten. Sei aber möglichst taktvoll; insbesondere, wenn es der betroffenen Person nicht klar und auch peinlich ist, warum sie in bestimmten Situationen auffällig reagiert.
- Ob Du nur Symptome siehst oder eine klare Diagnose genannt bekommen hast: Informiere Dich auf fachlich kompetenten Webseiten oder Chat GPT, um weitere Infos und ein tieferes Verständnis über die Situation bzw. Erkrankung zu erhalten.
- Am besten wäre eine klare Absprache mit der betroffenen Person, dass sie Dir signalisiert, dass gerade eine Krisensituation, z. B. eine Panikattacke, ansteht, und wie Du in solch einer Situation am besten helfen kannst, falls Du in der Nähe bist.
- Noch besser wäre die Absprache aller Maßnahmen, um triggernde Stresssituationen im Alltag zu vermeiden.

Tipps für Lebenspartner, Verwandte und Freunde von psychisch Kranken
Bei Lebenspartnern in einer intakten Beziehung und bei echten Freunden sollten die obigen Grundsätze weder ein Problem und eher eine Selbstverständlichkeit sein. Falls das nicht der Fall sein sollte und hier das Werben um Verständnis keinen Erfolg bringt, solltest Du als Betroffener ernsthaft über eine Trennung bzw. Beendigung dieser nicht respektvollen Beziehung nachdenken.
Bei Verwandten hofft man auch auf Verständnis. Doch in der Praxis zeigt sich diese auch nicht immer. Das geschieht vermehrt gegenüber Eltern oder anderen älteren Familienmitgliedern, die aufgrund härterer Lebenserfahrungen wie z. B. einen Krieg ein anderes Verhältnis zum Umgang mit Leid und Leidensfähigkeit erfahren haben. Hier wäre es mit einer Trennung wesentlich schwieriger bzw. müsste deutlich radikaler vorgegangen werden, falls psychische Erkrankungen verharmlost oder gar verspottet werden.
Deine wichtigste, professionelle Unterstützung ist für Dich in erster Linie Dein Psychologe / Psychiater / Therapeut, weil sie wissen, was in Deinem Fall zu tun ist. Dein soziales Umfeld ist nur fürs Gemüt und für Deine Seele im Alltag da. Aber auch dort muss es eben stimmen oder stimmig gemacht werden. Dein Zuhause muss Dein Safeplace sein.

Tipps für Kollegen und vor allem für Vorgesetzte von psychisch Kranken
Willkommen mitten im Minenfeld! Im beruflichen Kontext ist dieses Thema besonders heikel, weil es Angestellte in eine sehr verwundbare Position bringt, die ihren Arbeitsplatz und sogar ihre gesamte berufliche Zukunft ins Wanken bringen kann. Vorgesetzte mögen vielleicht sehr menschliche Ziele haben, den Menschen, denen sie beruflich zur Fürsorgepflicht verbunden sind. Sie müssen aber in erster Linie den Interessen der Firma nachḱommen, was schnell zu Konflikten führen kann.
Mitarbeitende haben aufgrund der gängigen Ansichten und der praktizierten Methoden zu recht Angst, nach außen hin Schwächen zu zeigen. Das in den Mund nehmen von Diagnosen bzw. die Nennung von Krankheiten sollte für beide Seiten auf vielerlei Gründen tabu bleiben. Das Stellen von Diagnosen ist und bleibt das ausschließliche Privileg von Ärzten und Heilpraktikern, weil hier die höchste Fachkompetenz liegt.
Wenn Vorgesetzte ihren Mitarbeitenden wirklich helfen wollen, müssen sie Menschen und Situationen gut beobachten, sich im Hintergrund grundlegendes Fachwissen
aneignen und sich mit viel Takt, Empathie und Wertschätzung an die gegebene Situation und den betreffenden Menschen herantasten. Wie im Privaten ist auch hier die wichtigste Frage, was ein Mensch
in einer Situation, in der er / sie / sier Stress zeigt, gerade am nötigsten braucht? Kann diese Form der benötigten Unterstützung im Betriebsablauf geleistet werden? Ist vielleicht eine
Versetzung auf einen anderen Arbeitsplatz oder eine Modifizierung der aktuellen Arbeitsbedingungen möglich? Falls dies alles trotz offensichtlichen oder mitgeteiltem Bedarf nicht möglich ist,
wäre es für einen Vorgesetzten rechtlich gefährlich, einem Mitarbeitenden die Kündigung nahezulegen. Alternativ könnte auch ein Aufhebungsvertrag angeboten werden. In vielen Situationen werden
diese als problematisch gesehene Mitarbeitende einfach fallen gelassen oder gemobbt, bis sie von selber gehen. Beides ist ebenfalls rechtlich angreifbar. Die optimale Lösung ist erreicht, wenn
beide Seiten gewinnen.
Unterstützung für Dich

Die Angaben in diesem Artikel habe ich bewusst laienhaft gehalten, weil es uns nicht zusteht, Diagnosen zu stellen. Das ist alleinig die Aufgabe eines Mediziners, die vorliegende Komplexität der Situation eines Patienten vollständig beurteilen kann.
Für Dich ist nur nötig, zu identifizieren, ob mit Dir oder einen Deiner nahen Mitmenschen höchstwahrscheinlich etwas nicht in Ordnung ist und Du die Sache klären solltest. falls der betroffene Mensch dies auch möchte.
Solltest Du in Deinem Umfeld einen Menschen im Kollegenkreis oder einen Mitarbeitenden haben, der möglicherweise ein Problem hat und Du nicht weißt, wie Du mit
dieser Situation am besten umgehen kannst, bin ich gerne bereit, mit Dir die Situation zu besprechen und Dich zu unterstützen.
Ich freue mich auf Deine Terminanfrage zu einem kostenlosen Orientierungsgespräch. Telefonisch, via Webcam auf WhatsApp oder bei einem ruhigen Spaziergang in einem Düsseldorfer Park oder am Rheinufer klären wir gemeinsam Deine Ziele und Deinen Coachingauftrag ab, bevor wir Deine Ziele in die Realität umsetzen.
Dein Experte für mehr Lebensqualität
Oliver
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