· 

Gefährliche Heiler - Wie Alternativ-Mediziner die Not ihrer Patienten ausnutzen

Titelstory STERN Nr. 28 / 2014
Titelstory STERN Nr. 28 / 2014

Der STERN schickte für seine Titelstory eine Schauspielerin mit einem nicht eigenen Brustkrebsbefund und einen Arzt undercover als Paar zu 20 verschiedenen Ärzten, Heilpraktikern und Heilern - mit erschreckendem Ergebnis!

 

Eines nehme ich vorweg: es kam anders, als Sie denken werden. 

 

Mein Kommentar zu dieser Titelstory des STERN möchte die Dinge in ein differenzierteres Licht rücken: Wann ist Naturheilkunde sinnvoll, wann Schulmedizin nötig?  Auf jeden Fall ist es unseiös mit den Ängsten hilfsbedürtiger Menschen zu spielen!

Heilen durch auflegen der Hände. Eine uralte Disziplin, die von den einen geschätzt und von anderen sogar verteufelt wird.
Heilen durch auflegen der Hände. Eine uralte Disziplin, die von den einen geschätzt und von anderen sogar verteufelt wird.

Patienten, die eine ernste Diagnose erhalten haben, reagieren verständlicherweise schnell verunsichert oder verängstigt. Als Patient sollten Sie sich von Ihrem Arzt genau sagen lassen, wie er / sie Ihren derzeitigen Gesundheitszustand sieht, was als nächster Schritt am besten zu tun wäre und Ihnen erklärt wird, was genau auf Ihrem medizinischen Befund steht. 

 

Dann haben Sie für sich alle wichtigen Infos zusammen, um zu entscheiden, sofort einen OP-Termin zu machen oder sich eine medizinische Zweitmeinung zu holen oder naturheilkundliche Ergänzung zur Schulmedizin.

 

Viele Anbieter arbeiten leider gerne mit den Ängsten ihrer Patienten, um ein Mehr an Geschäft mit Ihnen zu machen. Die einen arbeiten offener. Die anderen arbeiten subtiler. Einzelne Anbieter sind tatsächlich so abgehoben, dass sie sich für eine Art Wunderheiler halten. Anbieter mit Staralüren sind mir grundsätzlich suspekt! Gerade wenn es einer schnellen Entscheidung bedarf, wäre das Risiko, sich mit solch einem Anbieter einzulassen zu sehr risikobehaftet.

 

 

Bei einer Hammerdiagnose wie Krebs ist es umso schwieriger für die meisten Leute, die Fassung zu bewahren und mit Ihrem behandelnden Arzt die richtigen Prioritäten zu setzen, um zur Tat zu schreiten. Ein guter Gesundheitsdienstleister bietet Ihnen Zuversicht und schürt keine Angst.

 

 

Heilpflanzen können präventiv und behandlungsunterstützend sehr gut Dienste leisten.
Heilpflanzen können präventiv und behandlungsunterstützend sehr gut Dienste leisten.

Bei einem schnell wachsenden Tumor von einer (fach-)ärztlichen Betreuung abzuraten, halte ich für kriminell. Es gibt verschiedene Meinungen zum Thema Operation ja oder nein: Ja, weil der Tumor sich noch nicht groß ausgebreitet hat somit eine komplette Beseitigung im Anfangsstadium gute Heilungschancen verspricht. Nein, weil es Leute gibt, die meinen, wenn der Tumor beseitigt wird, wächst ein noch aggressiverer Tumor nach. Für mich wäre klar: Umso länger gewartet wird, desto gefährlicher wird die Situation für den Patienten. Ein schnell wachsender Tumor ist für mich schon ein Zeichen, dass der Körper die Kontrolle über diese Krebszellen verloren hat und deshalb externe Hilfe braucht. Eine fachlich wirklich kompetente Empfehlung kann nur ein erfahrener Krebsspezialist geben.

 

Ich rufe in Erinnerung: Die Schulmedizin ist eine Medizin zur Behebung akuter Gesundheitsprobleme, die schnelles Handeln und intensive Betreuung erfordern. Die Naturheilkunde hat ihren primären Platz in der Prävention und kann wertvolle Unterstützungsarbeit zu schulmedizinischen Maßnahmen leisten. Aber wenn der Körper schon die Kontrolle verloren hat, ist es für rein pflanzliche Medikamente alleine zu spät. Schon vor der OP könnten entsprechende pflanzliche Medikamente oder eine Sauerstofftherapie eingesetzt werden, wobei der Patient und seine Laborwerte ständig unter ärztlicher Beobachtung bleiben müssten. Vielleicht zeigt sich schon im Vorfeld, was den Patienten stärkt und wie er / sie nach der OP sich weiter vor einem erneuten Tumorwachstum schützen kann. Wichtige Stichpunkte sind hier Ernährung, Stressfreiheit und Psychohygiene. Regelmäßige Bewegung und Besuche bei einem Heiler können den Patienten entspannter machen und so seine Selbstheilungskräfte wieder besser in den Heilungsprozess integrieren.

 

Besorgen Sie sich als Patient unbedingt einen erfahrenen Facharzt (Onkologen), der am besten der Naturheilkunde nicht feindlich gegenüber steht, aber Erfahrungen über deren Grenzen hat. Eine später eventuell empfohlene Chemotherapie kann beispielsweise durch eine vegane Rohkostdiät für den Körper besser verträglich sein. 

Die Erkenntnisse aus der TCM bilden in vielen naturheilkundlichen Methoden eine wichtige Grundlage.
Die Erkenntnisse aus der TCM bilden in vielen naturheilkundlichen Methoden eine wichtige Grundlage.

In der heutigen Zeit ist das Risiko recht hoch, an Krebs zu erkranken. Außer möglichen erblichen Vorbelastungen, sollten Sie auf eine möglichst natürliche und basische Ernährung achten, die schonend zubereitet wird. Viel Bewegung, Sonne und frische Luft gehören für mich mit dazu. Psychische Aspekte - wie Sie sich als Person empfinden, Ihren Lebenssinn oder ob Sie vielleicht häufig unter Stress stehen - sind ebenfalls wichtige Faktoren, die krebsfördernd oder krebshemmend wirken können. Meiden Sie den regelmäßigen Kontakt zu starken elektromagnetischen Feldern - insbesondere am Schlafplatz. Eine sehr bewusste Lebensweise wird Ihnen helfen, nicht zu einem Risikokandidaten zu werden bzw. Ihr Krebsrisiko zu mindern. Hier sind naturheilkundliche Maßnahmen besonders gut geeignet. Ein regelmäßiger Arztbesuch wird Ihnen aber auch nicht schaden.

Das Logo des Berufsberbandes DGAM.
Das Logo des Berufsberbandes DGAM.

Ein guter Indikator, ob ein Anbieter seriös ist, kann die Mitgliedschaft in einem (großen) Berufsverband sein. Die Ärzte werden durch die Bundesärztekammer, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und vielen Berufsverbänden der einzelnen Fachärzte repräsentiert.  Bei den Heilpraktikern sind es zum Beispiel der Fachverband Deutscher Heilpraktiker e. V. oder die Freien Heilpraktiker e. V. 

 

Ich selbst bin im DGAM Mitglied, die Heilpraktiker und Gesundheitspraktiker vertreten.

 

Bei den Heilern ist in Deutschland der Dachverband für Geistiges Heilen e. V. (DGH) oder Pro Reiki eine bekannte Adresse.

 

Berufsverbände bieten für ihre Mitglieder eine Plattform zum Informationsaustausch, Weiterbildungsangebote, Rechtsberatung oder die Vermittlung von beruflich relevanten Versicherungen an. Alle Mitglieder bekennen sich zu einem vom Verband erarbeiteten Verhaltenskodex, um ein einheitlich seriöses Auftreten in der Öffentlichkeit zu gewährleisten.

 

Interessant für Klienten & Patienten: Der Verhaltenskodex der Mitglieder zeigt, was sie von einem Mitglied dieses Berufsverbandes erwarten können. Bei Unzufriedenheit über einen Anbieten besteht in der Regel eine Beschwerdemöglichkeit, der seitens des Berufsverbandes dann aufklärend nachgekommen wird. 

 

Allerdings heißt das nicht, dass Anbieter, die in keinem Berufsverband organisiert sind, automatisch schlecht sind. Am besten überzeugen Sie sich immer persönlich in einem unverbindlichen Infogespräch vor Ort beim Anbieter Ihrer Wahl.

 

Besonders für Nichtmediziner ist es wichtig, seine Klienten von Anfang an vor falschen Hoffnungen zu bewahren.
Besonders für Nichtmediziner ist es wichtig, seine Klienten von Anfang an vor falschen Hoffnungen zu bewahren.

Eine rechtliche Aufklärungspflicht über eventuelle Risiken bei Behandlungen besteht für Ärzte und Heilpraktiker, der im Allgemeinen auch nachgekommen wird.

 

International wichtig für alle Nichtmediziner ist, seine Klienten vor einer Behandlung, Sitzung, o. ä. darüber aufzuklären, dass seine Dienstleistungen keine Behandlung durch einen Mediziner ersetzen. Weiterhin besteht in Deutschland das übergeordnete Prinzip der Eindruckstheorie: Der Nichtmediziner darf bei seinem Klienten nicht den Eindruck erwecken, dass bei ihm eine Heilung im schulmedizinischen Sinne zu erwarten ist.

 

Diagnosen sind ebenfalls tabu. Eine als Diagnose zu wertende Aussage muss nicht nur medizinischer Natur sein, wie zum Beispiel: "Sie haben die Krankheit x." Die Aussage "Ihr Wurzelchakra ist blockiert." ist ebenfalls eine Diagnose, auch wenn es hier um energetische Zusammenhänge geht, die ein Schulmediziner in der Regel gar nicht Ernst nimmt.

 

Heilverprechen sind für Nichtmediziner natürlich auch tabu. Ich halte Heilverprechen allgemein für unseriös - egal wer sie macht. Dabei ist interessant, was rechtlich als Heilversprechen gewertet werden kann: Wenn eine Yoga-Lehrerin sagt: "Kommen Sie in meine Yogaklasse und Ihre Rückenschmerzen werden weggehen!" ist dies klar ein Heilversprechen. Aber auch "Nach meinem Yoga-Unterricht fühlen Sie sich wie neu geboren!" zählt mit dazu!

 

Invasive Praktiken wie eine Blutabnahme oder die Verordnung von Medikamenten und anderen Präparaten ist nur Ärzten und Heilpraktikern gestattet. Rechtlich gesehen ist es für einen Nichtmediziner schon strafbar seinem Klienten, der nebenbei äußert, er hätte sich kürzlich den Magen verdorben, zu sagen "Hier um die Ecke ist ein Aldi. Dort können Sie sich Kammillentee nach unserem Termin kaufen gehen." 

 

Ich halte die sinnvolle Kombination von Schulmedizinern, Naturheilkundlern und anderen Gesundheitsanbietern Ihres Vertrauens für eine gute Wahl. Medizinische Zweitmeinungen sollten ebenfalls eingeholt werden.

 

 

 

Mein persönlicher Eindruck zu diesem Leitartikel des STERN:

 

Da in der Schlagzeile von Heilern gesprochen wurde, dachte ich zuerst, dass dieser Artikel ein Rundumschlag gegen Geistheiler, Reiki-Praktizierende, usw. sein würde. Beim Lesen stellte sich heraus, dass hier auch gleich die Heilpraktiker und Ärzte, die nicht nach der offiziellen Lehrmeinung oder ganzheitlich praktizieren, gleich verallgemeinernd mit in den selben Topf der Unseriösität geworfen werden. Dabei sind alle 3 Berufsgruppen aufgrund ihrer Ausbildung, ihres rechtlichen Status und ihres zu erwartenden Wissensstandes getrennt zu betrachten.

 

Von einem Heiler oder Gesundheitspraktiker darf man nicht erwarten, dass er einen medizinischen Befund korrekt interpretieren kann. Die Grundausbildung eines Heilers kann von einem Wochenendseminar bis zu einer mehrjährigen Ausbildung reichen. Einheitliche Standards sind hier noch in weiter Ferne. Größere Berufsverbände und bekannte Institute setzen eher regionale Standards.

 

Ein Heilpraktiker sollte das können und kann es nach einer guten Ausbildung auch, die aber, wie erwähnt, nicht überall nach einheitlichen Standards angeboten wird. Bei der amtsärztlichen Prüfung muss der Prüfling die Prüfer überzeugen, dass er / sie das nötige medizinische Grundwissen besitzt und seinen rechtlichen Handlungsspielraum kennt, um nicht als Gefahr für die Volksgesundheit zu gelten. Wie der Prüfling an das Prüfungswissen kommt, ist sekundär. Die naturheilkundliche Kompetenz muss sich der Prüfling separat erarbeiten und auf ein entsprechendes Niveau bringen. Den Amtsarzt kümmern nur schulmedizinische und rechtliche Belange sowie der charakterliche Eindruck des Prüflings. Die Prüfung zum Heilpraktiker gehört mit zu den Abschlussprüfungen mit den höchsten Durchfallquoten mit über 95%.

 

Der promovierte Arzt ist 'der Chef im Ring'. Sein Medizinstudium ist mit das längste und härteste, was es am Markt gibt. Ein Arzt hat das meiste Fachwissen und darf rechtlich auch am meisten. Die Problematik beim Arzt ist es aber, dass ihm häufig zur Krankheit x die Behandlung y als 'Mittel der Wahl' sehr nahe gelegt wird. Sollte bei Nichteinhalten des standardisierten Behandlungsweges dem Patienten etwas Negatives widerfahren, kann es den Arzt seine Zulasung kosten.

 

Im Leitartikel werden Heilpraktiker und vom Mainstream abweichende Ärzte als Pharmaindustrie-Verschwörungstheoretiker hingestellt. Meiner Meinung nach gibt es keine Pharmaindustrie-Verschwörungstheoretiker. Es handelt sich für mich klar um Verschwörungspraxis...oder pragmatisch betrachtet einfach nur knallhartes Busiuness und Konkurrenzverdrängung.

 

Pharmakonzerne sind Kapitalgesellschaften. Kapitalgesellschaften sind einzig und allein ihren Geldgebern verpflichtet. Kapitalgesellschaften sind rechlich zur Gewinnmaximierung / dem Shareholder Value verpflichtet. Kommt die Kapitalgesellschaft dieser Pflicht nicht im vollen Umfang nach, kann sie juristisch sehr empfindlich belangt werden. Ein Pharmaunternehmen muss also alles tun, um seine Produkte so gewinnbringend wie möglich zu verkaufen und möglichst viele Kunden oder besser Patienten an sich binden. Wer gesund ist oder wieder wird, ist also eher ein Problem. Weitgehend bekannt ist es auch, dass Pharmaunternehmen Konkurrenzanbieter von gleich gut wirksamen, besser wirksamen, natürlicheren oder günstigeren Varianten von schon auf dem Markt befindlichen Medikamenten versuchen, aggressiv vom Markt zu verdrängen. Oft geschieht dies mit der angedrohten Unterlassung der Schaltung teurer Werbeanzeigen in medizinischen Fachblättern, deren Umsätze diese Fachzeitschriften praktisch am Leben erhalten. So verteidigen Platzhirsche am Pharmamarkt ihr Revier und verhindern die Veröfentlichung kritischer Artikel oder marktverändernder Innovationen oder ein Medikament, das die gleiche Wirkung wie ein schon am Markt befindliches hat, aber den Kunden deutlich weniger kosten würde.

 

Ich habe mich in vorherigen Blogeinträgen schon kritisch zu diesem ethischen Missstand in einem Industriezweig geäußert, der eigentlich das Wohl des Menschen zum beruflichen Ziel hat, den Gewinn diesem Grundziel überordnet bzw. überordnen muss. Dafür brächte es aber eine neue oder alternative Kapitalgesellschaftsform.

 

Fairerweise muss man sagen, dass auch die Naturheilkundler, die professionell im Geschäft sind, zusehen müssen, wie sie geschäftlich überleben. Nur sie sind eben nicht in großen Konzernen organisiert und meist Einzelkämpfer. Das hat den Vorteil, dass es unter den Naturheilkundlern vielleicht mehr Vertreter gibt, die noch nach ethischen Prinzipien arbeiten können.

 

Der Leitartikel des STERN macht zwar erfreulicherweise klar, dass man bei keiner Gesundheitsdienstleistung vor schwarzen Schafen gefeit ist, aber der Artikel erscheint mir insgesamt eher als ein weiterer Verunsicherungsversuch der Leser gegen die Naturheilkunde, allgemein als 'Alternative Medizin' tituliert - auch wenn am Ende die Schweizer Geistheilerin zu 95% von allen gestestenen Personen am vorbildlichsten gehandelt hatte. Warum der STERN immer wieder zum Rundumschlag gegen Naturheilkundler ausholt, haben ich in meinem Beitrag Magie und Medizin dargelegt. Ja, auch der STERN wird von der Bertelsmann AG gesteuert, in dessen Aufsichtsrat einige Top-Manager von Pharmaunternehmen sitzen.

 

Ich wünsche Ihnen umsichtiges Denken und Handeln für Ihre gute gesundheitliche Zukunft.

 

 

 

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0